Ihr geliebter Apfelbaum, der am Ende seiner Lebenszeit steht, soll erhalten werden? Oder steht bei Freunden oder in der Nachbarschaft ein toller Apfelbaum, von dem Sie gerne eine Nachzucht in Ihren Garten pflanzen würden? Dann ist die Winterruhe der Obstgehölze genau die richtige Zeit, um sich selbst in der Veredelung eines Obstbaumes zu probieren.
Apfelbaum-Veredelung Schritt für Schritt
Wir zeigen, wie es geht
Sie brauchen:
- schwach wachsende Unterlage aus der Bio-Obstbaumschule
- 30 cm lange Triebe des Apfelbaums, den Sie vermehren möchten (Edelreiser)
- dünnes Kunststoffband zum Schutz der Veredlungsstelle (im Fachhandel oder in der Baumschule erhältlich)
- sauberes, scharfes Messer

1. UNTERLAGE VORBEREITEN
Kürzen Sie die Wurzeln der schwach wachsenden Unterlage etwa um die Hälfte ein. Anschließend wird der Stamm der jungen Pflanze auf etwa 15 bis 20 Zentimeter eingekürzt. Orientieren Sie sich
an der Dicke des Triebes, den Sie aufpfropfen möchten. Die Veredlungsstelle sollte nach der Veredlung etwa eine Handbreit über dem Erdboden sein.

2. EDELREISER SCHNEIDEN
Als Edelreiser bezeichnet man ca. 30 Zentimeter lange, etwa bleistiftdicke einjährige Triebe des Mutterbaums. Ideal sind gesunde Triebe aus dem äußeren Bereich der Krone. Der optimale
Zeitpunkt für den Schnitt ist der Januar. Dann sind die Bäume in der Winterruhe. Bei Apfelbäumen können diese Triebe auch im Februar noch gewonnen werden. Die Edelreiser werden so gekürzt,
dass unterhalb der Knospe an der Spitze noch vier bis fünf Seitenknospen vorhanden sind.

3. KOPULATIONSSCHNITTE
DURCHFÜHREN
Nun folgen die Kopulationsschnitte bei der Unterlage und dem Edelreis – beim Edelreis am unteren Ende und bei der Unterlage am oberen Ende. Diese Schnitte werden schräg angesetzt, sodass zwei
vier bis fünf Zentimeter lange Schnittflächen entstehen, die genau aufeinanderpassen. Ideal ist es, wenn sich auf der Rückseite der Schnittflächen je eine Knospe befindet. Diese unterstützt
das Zusammenwachsen des Edelreises mit der Unterlage.

4. SCHNITTFLÄCHE VERBINDEN
Jetzt werden die beiden Schnittflächen vorsichtig übereinandergelegt, sodass die Triebe miteinander verwachsen können. Die Veredlungsstelle wird mit einem Veredlungsband vorsichtig von unten
nach oben stramm umwickelt. Alternativ kann auch das gesamte Edelreis inklusive der Veredlungsstelle in warmes Veredlungswachs getaucht werden. Fertig sind die veredelten Apfelbäumchen!

5. PFLANZEN
Die veredelten Bäumchen werden bei frostfreiem Wetter ins Beet gepflanzt. Beim Einsetzen in das Pflanzloch darauf achten, dass sich die Veredlungsstelle 10 Zentimeter über dem Boden befindet.
Dann das Pflanzloch auffüllen, die Erde andrücken, wässern und ggf. mit einem Vlies vor kaltem Wind schützen. Öffnen sich im Frühjahr die Knospen oberhalb der Veredlungsstelle, ist die
Vermehrung gelungen!
Unser Tipp
Auftragsveredlungen
Für alle, die nicht selbst unter die Obstbaumvermehrer gehen wollen, aber dennoch ihren alten Obstbaum in die Zukunft retten möchten: Zahlreiche Baumschulen bieten sogenannte Auftragsveredlungen an. Dazu schneiden Sie Edelreiser von dem eigenen Baum. Diese senden Sie an die Baumschule. Dort wird aus dem Edelreis ein sortengleicher Baum angezogen, den Sie dann in Ihren Garten pflanzen können.